Kinderbetreuung? Der Fleckerlteppich...

Kinderbetreuung? Der Fleckerlteppich gehört aufgrollt!


Die Herausforderungen des Elternseins in Kirchberg.


Durch regelmäßige Anpassung der Umstände kann Familien geholfen und die Lebensqualität in Kirchberg insgesamt erhöht werden.
Durch regelmäßige Anpassung der Umstände kann Familien geholfen und die Lebensqualität in Kirchberg insgesamt erhöht werden.

Eine Familie in Kirchberg

Zum Glück entscheiden sich zwischen 35 und 45 Kirchberger pro Jahr für Nachwuchs und stellen sich somit der Herausforderung des Elternseins. Unsere Gemeinde sollte dabei ein unterstützendes Umfeld bieten, um seine Kinder großzuziehen, ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen und zusätzlich seinen beruflichen Alltag nicht vernachlässigen zu müssen. Erst bei Geburt des ersten Kind werden einem die Hürden bewusst, Vieles lässt sich nicht mehr vereinbaren und Eltern verzichten auf Gewohntes. Zeiten ändern sich und somit ändern sich auch Umstände.

 

„Durch regelmäßige Anpassung der Umstände kann Familien geholfen und die Lebensqualität in Kirchberg insgesamt erhöht werden. Das Stichwort für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Kinderbetreuung“, so die ÖVP-Gemeinderätin und Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Kultur und Kirche, Martina Lindner.

 

Auf den ersten Blick scheint die Thematik keine große zu sein und als Außenstehender wirkt alles in bester Ordnung. Wenn man jedoch einen genaueren Blick auf die Kinderbetreuung wirft, fällt einem ein deutliches Defizit in mehreren Bereichen auf.

 

Ein Chaos an Vielseitigkeit

In Kirchberg wird es so gehandhabt, dass es Krabbelstuben für die Betreuung für Kinder von null bis drei Jahren und Kindergärten für Kinder von drei bis sechs Jahren gibt. Zoomt man weiter in das Thema, dann stellt man fest, dass die Struktur dieser Kinderbetreuung unübersichtlich ist.

Die Krabbelstuben werden privat betrieben, die Kindergärten von der Gemeinde. Innerhalb der Krabbelstuben, welche wiederum in Kindergruppen und in Kinderkrippen aufgeteilt werden, gibt es zwei verschiedene, betreibende Unternehmen. Außerdem steht einem Teil der Kinder die Betreuung einer Tagesmutter zur Verfügung. Jeweils handelt es sich um eigene Regelungen, verschiedene Kosten und unterschiedliche Betreuungssysteme. In der Praxis findet sich also ein Mix aus allem, was es in der Kinderbetreuung gibt und der Überblick geht verloren.

 

 Das zerrissene Konzept

Ein weiteres Merkmal der Unübersichtlichkeit ist, dass die Kinderbetreuung auf insgesamt sieben Standorte im Umkreis von ungefähr zehn Kilometer aufgeteilt ist. Die dezentrale Aufteilung sorgt dazu, dass einige Standorte übervoll sind, andere halbleer. Zwei der sieben Betreuungsanlagen sind nur eine Übergangslösung und teilweise schon überfällig. Der Grund für die Übergangslösung ist, dass man sich Jahre zuvor darauf berufen hat, dass „es nur einmal ein geburtenstärkeres Jahr gewesen sei“. Behauptungen sind jedoch nur vernünftig, wenn es dazu einen handfesten Beweis gibt.

 

Die Entwicklung der Geburten ist in den letzten neun Jahren leicht gestiegen. Klar erkennbar ist, dass es immer wieder geburtenstärkere Jahre gibt, immer wieder auch geburtenschwächere. Offensichtlich ist aber, dass die Kinderbetreuung insgesamt immer wichtiger wird und es keinesfalls zu einem Rückgang der durchschnittlichen Anzahl an Geburten kommt. Ein weiterer Faktor für die zunehmende Relevanz der Kinderbetreuungsanstalten ist die Rolle der modernen Frau.

 

Auch Männer gehören hinter den Herd

Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Kirche ist seit 2022 in weiblicher Hand. Weibliche Hände sind dafür bekannt, Empathie und soziale Verständnis in deren Arbeit hineinfließen zu lassen. Sie sind nicht nur dafür bekannt, es wird auch strikt so gemacht, und das automatisch. Das Thema Kinderbetreuung ist ein sensibles Thema und für Männer oft abstrakt.

Die Abstraktheit ist auch an der Einstellung von Bürgermeister Helmut Berger klar erkennbar, der den Ausbau als weniger notwendig bewertet. Eines seiner Argumente ist dabei, dass Frauen für die Kinderbetreuung zuhause bleiben sollen.

Die Problematik ist mit solch alteingesessenem und überdurchschnittlich konservativem Ansatz aber nicht abgetan und Respekt gegenüber berufstätigen Frauen ist gefordert.

Frauen schauen Männern gerne auf gleicher Ebene in die Augen, genießen jenen Respekt des männlichen Gegenübers, welchen sie auch ihm zukommen lassen. Wer glaubt, die moderne Frau von heute lebt weiterhin in Unterordnung zum Mann, liegt falsch.

 

Die Software passt

Qualifizierte Pädagogen und eine für Kinder erlebnisvolle Umwelt sind in unserer Gemeinde klar vorhanden. Auch die Infrastruktur bietet spezifische Orte für Kinder, es gibt regelmäßige Veranstaltungen, bei denen die Jüngsten in den Vordergrund rücken und auch im Ehrenamt ist Kindern eine breite Auswahlmöglichkeit gegeben. Pauschal lässt sich sagen, dass die Kinderbetreuung passt. Genauer gesagt, dass die Kinderbetreuung heute passt. Heute schaut es so aus, dass die vorhandenen Kapazitäten zu 100 % belegt sind.

Dass sich die Anzahl der Kinder nicht erhöht, es keine spontane Ausfälle in einen der sieben Betreuungsanstalten gibt und die Genehmigung für die Übergangslösungen noch gültig sind, ist nicht fix. Es gibt keine Garantie dafür, dass der morgige Tag dem heutigem gleichkommt. Ohne der Hardware kommt es dann erst gar nicht zur Software und das Defizit wird klar.

 

Ferien im Kindergarten?

Kinderbetreuung ist so wichtig, dass es eine Konstante darstellen sollte. In der Praxis ist das keinesfalls so. Parallel zu Schulen genießen auch Kindergärten viele Wochen Ferien. Ohne den Kindergartenpädagogen deren Ferien nicht zu vergönnen, stellen diese Wochen für die Eltern extreme Herausforderungen dar. Die Zukunft tendiert dazu, dass beide arbeiten, Abhängigkeit ein No-Go ist und auf Familie trotzdem wert gelegt wird.

Aus der anderen Perspektive ist klar, dass es einem Kind nicht schadet, bestimmte Tage pro Woche in einer Betreuungseinrichtung zu verbringen. Schon früh können Kinder so Freundschaften knüpfen und eignen sich eine gewisse Selbstständigkeit an.

 

Die Angst vor der Zukunft

Die beschriebene Situation ist ein Fleckerlteppich aus Übergangslösungen, ein wackelndes Konstrukt, keine ideale Hardware. Familien haben in den Vordergrund zu rücken und auf Familien ist zu bauen. Wichtig ist, über den Tellerrand hinauszuschauen. Die gesamte Situation muss anhand mehrerer Gesichtspunkte abgewogen werden und Risiken dürfen nicht kleingeredet werden. Die Kinderbetreuung hängt in Kirchberg an einem seidenen Faden. Wer morgen Lösungen für gestern schafft, arbeitet definitiv gegen das Wohl der Gemeinde.

Tatsache ist: Man ist für Zwischenfälle wirtschaftlicher, gesundheitlicher und demografischer Art nicht gerüstet.

 

Auch übermorgen von der heutigen Lösung profitieren

Die Alarmglocken läuten und dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Kirche ist die Problematik bewusst. Um diese Probleme schnellstmöglich in den Griff zu bekommen, wurde vom Ausschuss im September der Grundsatzbeschluss zur Aufarbeitung des Problems gestellt.

Eine Lösung kann vielseitig sein. Primäres Ziel ist die Sicherheit, einen Betreuungsplatz zu bekommen. Die Größe der einzelnen Gruppen, der genaue Standort und die genaue Bauweise sind individuell bestimmbare Faktoren und dem primären Ziel untergeordnet. Sekundäres Ziel ist, dass die Entwicklungsumgebung des Kindes und die Übersichtlichkeit der Kinderbetreuung gegeben sind. Die jetzige Fleckerlteppich-Methode ist beunruhigend und stellt eine Lotterie ohne klare Struktur dar.

 

„Denkbar wären da mehrere Varianten, die als Lösung für Kirchberg in Frage kämen. Wichtig ist, dass man keine Angst vor der Zukunft mehr haben muss“, so die Ausschussvorsitzende und Gemeinderätin der Kirchberger ÖVP Martina Lindner.

 

Die Abteilung für Dorferneuerung, Ortsbildpflege und Raumordnung vom Land Tirol war im November vor Ort und hat die Gemeinde genau unter die Lupe genommen und analysiert. Festgestellt wurde, dass eine enorme Ausbaufähigkeit gegeben ist. Einer der beiden Kindergärten ist nicht mehr zeitgemäß, der andere dafür sehr positiv bewertet. Mit dem Angebot der Nachmittagsbetreuung liegt Kirchberg klar hinter anderen Gemeinden. Von Seiten dieses Gremiums wird in der nächsten Zeit eine Standortanalyse samt Standortfindung erstellt und im ersten Schritt ein grobes Konzept erarbeitet.

 

Mit Weiblichkeit und Elan

Um in Kirchberg neu zu denken, braucht es Fakten, Lösungsvorschläge, Hausverstand und vor allem Gespür. Die Breite der schwarzen Gemeinderäte bringt einen perfekten Mix aus Strategen, Analysten und Feinfühler.

 

Martina Lindner ist selbst Mama und weiß, wie wichtig die Thematik ist: „Auf die ortsansässigen Familien ist zu bauen, das sind genau die Leute, die sich später in den Sozialvereinen und freiwilligen Blaulichtorganisationen engagieren und von denen unsere Gemeinde lebt.“

 

Gerade in den ersten Jahren muss genau deshalb einem jungen Kirchberger die beste Möglichkeit an Betreuung und Infrastruktur geboten werden. Infrastruktur entsteht nicht von heute auf morgen. Es braucht ein perfekt ausgearbeitetes, individuell auf unsere Gemeinde abgestimmtes Konzept, welches am Ende eine Langzeitlösung darstellt. Eine saubere Lösung ist gefordert.

 

Als Kirchberg-Neu-Denker ist klar: Man muss heute Lösungen für morgen schaffen, um für das Wohl der Gemeinde zu sorgen.